
Die Energiewende findet nicht nur auf großen Dächern statt, sondern auch direkt über unseren Autos. Ein bestehendes Carport bietet oft ungenutztes Potenzial, das sich ideal für die Gewinnung von sauberem Sonnenstrom eignet. Die Entscheidung, Solar auf Carport nachrüsten zu lassen, ist ein intelligenter Schritt in Richtung Energieautarkie, Wertsteigerung der eigenen Immobilie und eines aktiven Beitrags zum Klimaschutz durch Solarstrom. Doch wie geht man ein solches Projekt an? Dieser umfassende Leitfaden beleuchtet die technischen Voraussetzungen, die Kosten, Fördermöglichkeiten und den gesamten Prozess von der Planung bis zur Inbetriebnahme Ihrer eigenen kleinen Stromquelle.
Überblick
Solar auf Carport nachrüsten: Ihr Weg zu nachhaltiger Energie und Unabhängigkeit
Warum die Nachrüstung eines Carports mit Solar eine lohnende Investition ist
Ein Carport ist mehr als nur ein Unterstand für Ihr Fahrzeug. Seine Dachfläche ist oft ideal nach der Sonne ausgerichtet und frei von Verschattungen – perfekte und effiziente Bedingungen für eine PV-Anlage. Indem Sie diese Fläche nutzen, produzieren Sie Ihren eigenen Strom, den Sie vielfältig einsetzen können:
Laden Ihres E-Autos: Die direkteste und sinnvollste Nutzung. Sie tanken Ihr E-Auto mit selbst erzeugtem, kostenlosem Sonnenstrom und machen sich unabhängig von steigenden Ladesäulenpreisen.
Versorgung des Haushalts: Der überschüssige Strom kann direkt in Ihr Hausnetz fließen und dort den Strombedarf für Haushaltsgeräte, Beleuchtung und Wärmepumpe decken.
Einspeisung ins Netz: Nicht selbst verbrauchter Strom wird ins öffentliche Netz eingespeist und nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vergütet, was eine zusätzliche kleine Einnahmequelle darstellt.
Wertsteigerung Ihrer Immobilie: Ein Carport mit Solaranlage ist ein modernes und zukunftsfähiges Merkmal, das den Wert Ihres Eigentums nachweislich steigert.
Die Planung: Technische und rechtliche Voraussetzungen prüfen
Bevor die Solarmodule montiert werden können, sind einige wichtige Punkte zu klären. Eine sorgfältige Planung ist der Schlüssel zum Erfolg.
Die Statik – das A und O der Nachrüstung
Die wichtigste Frage zuerst: Hält Ihr Carport das zusätzliche Gewicht aus? Eine eigene Photovoltaikanlage wiegt je nach Modulart und Montagesystem zwischen 10 und 25 kg pro Quadratmeter.
Material des Carports: Carports aus Stahl oder massivem Leimholz haben oft ausreichende Tragreserven. Bei leichteren Holz- oder Aluminiumkonstruktionen ist eine genaue Prüfung unerlässlich.
Statische Berechnung: Im Idealfall liegen Ihnen die Statikunterlagen Ihres Carports noch vor. Wenn nicht, ist die Konsultation eines Statikers oder eines erfahrenen Solar-Fachbetriebs dringend zu empfehlen. Diese können die Tragfähigkeit beurteilen und gegebenenfalls notwendige Verstärkungen vorschlagen. Ignorieren Sie diesen Punkt niemals, um die Sicherheit zu gewährleisten.
Ausrichtung und Neigung des Daches
Für einen optimalen Ertrag ist eine Südausrichtung mit einer Dachneigung von etwa 30 Grad ideal. Aber keine Sorge: Auch Dächer mit einer Ost-West-Ausrichtung können sehr gute Erträge liefern, da sie die Sonnenenergie der Morgen- und Abendsonne einfangen. Selbst Flachdächer sind hervorragend geeignet. Hier werden die Module mithilfe einer speziellen Aufständerung im perfekten Winkel zur Sonne positioniert.
Verschattung vermeiden
Analysieren Sie die Umgebung Ihres Carports. Große Bäume, Nachbargebäude oder Satellitenschüsseln können im Tages- oder Jahresverlauf Schatten auf die Module werfen und den Ertrag erheblich mindern. Moderne Solarmodule mit Leistungsoptimierern können die Auswirkungen von Teilverschattungen zwar reduzieren, aber eine möglichst schattenfreie Fläche bleibt das Ziel.
Baurechtliche Aspekte: Ist eine Baugenehmigung für die Installation erforderlich?
Die Frage nach der Baugenehmigung ist entscheidend und hängt von Ihrem Bundesland und der Größe des Carports ab.
Landesbauordnungen: In Deutschland ist das Baurecht Ländersache. In vielen Bundesländern sind Carports bis zu einer bestimmten Größe (z.B. 30 m² in NRW, 50 m² in Bayern) genehmigungsfrei.
Nachrüstung als bauliche Veränderung: Das Hinzufügen einer Solaranlage kann als wesentliche bauliche Veränderung gewertet werden, die eine neue Prüfung erforderlich macht.
Der sichere Weg: Kontaktieren Sie in jedem Fall vorab Ihr zuständiges Bauamt. Eine kurze Bauvoranfrage schafft Rechtssicherheit und verhindert teure Rückbauforderungen.
Kosten, Wirtschaftlichkeit und Fördermöglichkeiten für ein Carport mit Solardach
Eine Solaranlage auf dem Carport ist eine Investition, die sich über die Jahre rechnet.
Kostenaufstellung: Die Kosten für die Nachrüstung variieren stark je nach Größe der Anlage, Zustand des Carports und Eigenleistung. Rechnen Sie grob mit folgenden Posten:
- PV-Module und Wechselrichter: ca. 1.500 – 2.000 € pro Kilowattpeak (kWp) Leistung.
- Montagesystem und Verkabelung: ca. 200 – 400 € pro kWp.
- Installation und Elektroanschluss: ca. 2.000 – 4.000 € (durch einen zertifizierten Elektriker).
- Optionale Wallbox: ca. 600 – 1.500 €.
- Optional Stromspeicher: ca. 4.000 – 8.000 € für ein kleines System
Eine typische 5-kWp-Anlage zum Nachrüsten auf einem Carport könnte somit Gesamtkosten von etwa 8.000 bis 13.000 € verursachen.
Fördermöglichkeiten nutzen: Die gute Nachricht: Sie müssen die Kosten nicht allein tragen.
Mehrwertsteuerbefreiung: Seit 2023 entfällt für die Lieferung und Installation von PV-Anlagen bis 30 kWp die Mehrwertsteuer von 19 %, was eine enorme Ersparnis bedeutet.
Einspeisevergütung: Für den ins Netz eingespeisten Strom erhalten Sie eine staatlich garantierte Vergütung.
Regionale und kommunale Förderprogramme: Viele Städte und Gemeinden ganz Deutschland bieten eigene Zuschüsse für die Errichtung von PV-Anlagen oder die Anschaffung von Stromspeichern an. Ein Blick auf die Webseite Ihrer Kommune oder des Landes (z.B. Förderdatenbanken) ist absolut empfehlenswert.

Der Ablauf: Schritt für Schritt zur eigenen Solaranlage
- Planung & Beratung: Holen Sie Angebote von mehreren qualifizierten Solar-Fachbetrieben ein. Diese prüfen die Gegebenheiten vor Ort und erstellen ein maßgeschneidertes Konzept.
- Genehmigungen: Klären Sie die baurechtliche Situation mit dem Bauamt.
- Anmeldung beim Netzbetreiber: Die Anlage muss vor der Installation bei Ihrem lokalen Netzbetreiber angemeldet werden. Dies übernimmt in der Regel der Installationsbetrieb.
- Montage: Die Unterkonstruktion wird auf dem Carportdach befestigt, die Solarmodule montiert und die Kabel zum Wechselrichter verlegt.
- Elektroinstallation: Ein zertifizierter Elektriker schließt den Wechselrichter an Ihren Hausanschluss an und installiert den neuen Zweirichtungszähler.
- Inbetriebnahme und Registrierung: Nach der Fertigstellung wird die Anlage offiziell in Betrieb genommen und im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur registriert.
Der Blick über den Tellerrand: Komplettpakete und bewährte Alternativen
Während die Nachrüstung eines bestehenden Carports eine hervorragende Möglichkeit zur Energiegewinnung ist, ist sie nicht immer die einzig mögliche oder beste Lösung. Je nach individueller Situation, den baulichen Gegebenheiten und den persönlichen Zielen kann es sinnvoll sein, über den Tellerrand zu blicken. Zwei überlegenswerte Optionen sind der Kauf eines kompletten Solar-Carports und die Nutzung von bereits vorhandenen, oft noch besser geeigneten Dachflächen wie dem Haus- oder Garagendach.
Die All-in-One-Lösung: Das Solar-Carport als Komplettpaket
Wenn Ihr aktuelles Carport schon älter ist, die Statik Bedenken aufwirft oder Sie ohnehin einen neuen Unterstand planen, ist ein Solar-Carport als Komplettpaket die eleganteste und sicherste Lösung. Anstatt eine bestehende Struktur umzurüsten, erwerben Sie hier ein von Grund auf als Kraftwerk konzipiertes System.
Die Vorteile eines Komplettpakets liegen auf der Hand:
- Garantierte Statik und Sicherheit: Der größte Pluspunkt. Die gesamte Konstruktion – vom Fundament über die Träger bis zum Dach – ist exakt für das Gewicht und die Windlast der Solaranlage ausgelegt. Statische Sorgen und teure Nachbesserungen gehören damit der Vergangenheit an.
- Perfekte Integration und Ästhetik: Alle Komponenten sind aufeinander abgestimmt. Die Solarmodule sind oft nahtlos in die Dachhaut integriert (anstatt aufgesetzt), Kabelkanäle sind unsichtbar verlegt und sogar die Regenrinne ist Teil des durchdachten Designs. Das Ergebnis ist ein modernes, architektonisch ansprechendes Gesamtbild.
- Alles aus einer Hand: Sie haben einen einzigen Ansprechpartner für das gesamte Projekt. Das vereinfacht nicht nur die Planung und den Kauf, sondern auch die Gewährleistung im Falle eines Problems.
- Oft inklusive Wallbox: Viele Anbieter von Komplettpaketen integrieren eine passende Wallbox für Ihr Elektroauto direkt in das System, sodass das Zusammenspiel von Stromerzeugung und -verbrauch optimal funktioniert.
Diese Lösung ist ideal für Bauherren und Modernisierer, die Wert auf eine sorgenfreie, langlebige und optisch überzeugende Lösung legen und bereit sind, dafür initial etwas mehr zu investieren als bei einer reinen Nachrüstung.

Die klassischen Alternativen: Solarenergie auf Hausdach und Garage
Manchmal ist der beste Platz für eine Solaranlage nicht das Carport, sondern eine bereits vorhandene und oft besser geeignete Fläche.
1. Das Hausdach – Die erste Wahl für maximale Leistung
In den meisten Fällen ist das Dach Ihres Wohnhauses die wertvollste Fläche für die Solarenergiegewinnung.
- Maximale Fläche, maximale Energie: Ein Hausdach bietet in der Regel die mit Abstand größte und am wenigsten verschattete Fläche. Hier lässt sich eine deutlich größere und leistungsstärkere PV-Anlage installieren, die nicht nur das E-Auto versorgt, sondern den Strombedarf des gesamten Haushalts decken und sogar eine Wärmepumpe betreiben kann. Der Grad der Energieautarkie ist hier ungleich höher.
- Hohe Wertsteigerung: Eine leistungsstarke Dachanlage steigert den Wert und die Energieeffizienzklasse Ihrer Immobilie erheblich, was sich bei einem späteren Verkauf auszahlt.
- Zu Bedenken: Die Installation ist aufgrund der Höhe aufwendiger und erfordert in der Regel ein Gerüst. Zustand und Alter des Daches müssen vorab geprüft werden, da spätere Reparaturen an der Dacheindeckung komplizierter werden können.
2. Das Garagendach – Der praktische und effiziente Mittelweg
Die Garage ist oft der unbesungene Held der privaten Energiewende. Sie stellt einen hervorragenden Kompromiss dar, wenn das Hausdach ungeeignet (z.B. durch Verschattung, viele Dachfenster oder eine ungünstige Ausrichtung) oder das Carport statisch nicht tragfähig ist.
- Ideale Lage für E-Mobilität: Die Garage befindet sich meist in unmittelbarer Nähe zum Stellplatz. Die Installation einer Wallbox und die Kabelführung sind dadurch kurz, einfach und kostengünstig.
- Einfachere Installation: Die Montage auf einem flachen oder leicht geneigten Garagendach ist oft unkomplizierter und günstiger als auf dem hohen Hausdach.
- Gute Erträge für den Grundbedarf: Auch wenn die Fläche kleiner ist, kann eine Garagen-PV-Anlage oft genug Strom für ein E-Auto und die Deckung der Grundlast im Haushalt erzeugen. Wichtig ist auch hier, vorab die Statik der Garage sorgfältig zu prüfen.
Letztendlich hängt die beste Entscheidung von Ihren persönlichen Zielen ab:
Suchen Sie eine stilvolle Neubaulösung, ist das Komplettpaket ideal. Streben Sie nach maximaler Unabhängigkeit und Energieerzeugung, führt kaum ein Weg am Hausdach vorbei. Und für eine pragmatische, auf E-Mobilität fokussierte Lösung ist die Garage oft die smarteste Wahl.
Mein Fazit
Ein bestehendes Carport ist eine oft übersehene Goldgrube für saubere Energie. Die Hürden für eine Nachrüstung sind überschaubar, und die Vorteile wiegen die anfängliche Investition bei weitem auf. Sie senken Ihre Stromkosten, steigern Ihre Unabhängigkeit von Energieversorgern und leisten einen wertvollen Beitrag für eine nachhaltige Zukunft. Mit sorgfältiger Planung und der Nutzung von Fördermöglichkeiten ist das Projekt Solar auf Carport nachrüsten nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch eine äußerst sinnvolle Entscheidung für jeden Immobilienbesitzer.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Kann ich eine Solaranlage auf jedem Carport nachrüsten?
Theoretisch ja, aber die wichtigste Voraussetzung ist eine ausreichende Statik. Die Dachkonstruktion muss das zusätzliche Gewicht der Module und des Montagesystems sicher tragen können. Eine Prüfung durch einen Fachmann ist unerlässlich.
Lohnt sich ein Solar-Carport auch ohne Ladestation für ein Elektroauto?
Ja, definitiv. Der auf dem Carport erzeugte Strom kann direkt im Haushalt verbraucht werden, was Ihre Stromrechnung senkt. Überschüssiger Strom wird ins Netz eingespeist und vergütet. Die Anlage rechnet sich also auch ohne E-Auto.
Kann ich die Montage selbst durchführen, um Kosten zu sparen?
Während die mechanische Montage der Module von handwerklich geschickten Personen eventuell selbst durchgeführt werden kann, muss der elektrische Anschluss an das Hausnetz aus Sicherheits- und Rechtsgründen immer von einem zertifizierten Elektrofachbetrieb vorgenommen werden. Nur so ist eine sichere Inbetriebnahme und die Anmeldung beim Netzbetreiber gewährleistet.
Ist ein Solar-Carport als Komplettpaket viel teurer als eine Nachrüstung?
Auf den ersten Blick mag der Preis für ein Komplettpaket höher erscheinen. Wenn man jedoch alle potenziellen Kosten einer Nachrüstung einbezieht, kann sich das Bild schnell ändern. Bei einer Nachrüstung können unvorhergesehene Ausgaben für ein Statikgutachten und eventuell notwendige Verstärkungen der alten Konstruktion anfallen. Ein Komplettpaket bietet hier von vornherein Kostensicherheit, da die Statik garantiert ist. Berücksichtigt man die perfekte Integration, die oft längere Lebensdauer und den geringeren Planungsaufwand, ist ein Komplettpaket langfristig oft die wirtschaftlichere und sorgenfreiere Lösung.
Welche Fläche ist für mich die beste: Carport, Garage oder Hausdach?
Das hängt ganz von deinen Zielen und Gegebenheiten ab. Hier ist eine einfache Entscheidungshilfe:
Das Hausdach ist die beste Wahl, wenn du maximale Energie für deinen gesamten Haushalt erzeugen und den höchsten Grad an Autarkie erreichen möchtest.
Das Carport oder die Garage sind ideal, wenn dein Hauptziel das Laden deines E-Autos mit eigenem Sonnenstrom ist oder dein Hausdach für eine PV-Anlage ungeeignet ist (z.B. durch Schatten oder eine ungünstige Ausrichtung).
Ein Solar-Carport als Komplettpaket ist die perfekte Lösung, wenn du neu baust, dein altes Carport ohnehin ersetzen musst oder du Wert auf garantierte Statik und ein nahtloses Design legst.



